Interview Dr. Matthias Thöns, Facharzt für Anästhesiologie Notfall-, Schmerz- und Palliativmedizin


Dr. Thöns, wir müssen mal was fragen: Hauptsächlich ältere Menschen sterben an und mit Corona. Man redet über die Anzahl von Intensiv- und Beatmungsplätzen. Das sind genau die Themen, die in der Palliativmedizin seit Jahren besprochen werden. Wo ist der palliative Gedanke im Moment?

Wenn man ehrlich ist, dann ist Covid-19 keine intensivmedizinische Erkrankung. Es sind im Schnitt über 80jährige Patienten schwer betroffen, die in den allermeisten Fällen multimorbid, also mehrfach erkrankt sind. Die bekommen durch dieses Virus eine Lungenentzündung und die ist dann tödlich. Den Großteil der Betroffenen hat schon immer die Palliativversorgung behandelt. Früher nannte man die Lungenentzündung am Ende des Lebens den Freund des alten Menschen. Und jetzt geht man her, diagnostiziert die Corona-Infektion und macht daraus einen Intensivfall und kann die Patienten natürlich trotzdem nicht retten. Die sind einfach zu schwer krank.

 

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